Die Capillar-Chroniken – Wie ich fast zerbrach und neu begann

Sa Von Andre Kupfer Die Capillar-Chroniken – Wie ich fast zerbrach und neu begann Von André Kupfer

Für meine Kinder. Und vor allem für meine Frau – die mich hielt, als ich zu fallen begann.

Kapitel 1: Der Beginn einer Reise

Ich erinnere mich genau an diesen Tag. 1. September 2021. Mein erster Tag bei Capillar in Westenfeld. Ich stand vor dem Gebäude, meine Hände leicht schwitzig, das Herz schlug schneller als gewöhnlich. Neuer Job, neues Umfeld. Solche Situationen hatte ich schon oft erlebt – doch diesmal war etwas anders. Eine seltsame Vorahnung lag in der Luft. Noch ahnte ich nicht, dass ich in eine Welt eintreten würde, die nicht nur meine Karriere, sondern mein ganzes Leben verändern würde.

Der Tod von Stephan Thalberg

Einen Tag zuvor war Stephan Thalberg, der Gründer von Capillar, gestorben. Ein Mann, den ich nie kennengelernt hatte, aber dessen Name in der Firma wie ein Echo klang. Seine Frau, Lina Thalberg, stand nun alleine da – mit zwei kleinen Töchtern, einem Unternehmen, das sie nie führen wollte, und einer Zukunft, die sie sich nie ausgesucht hatte. Die Firma war in einem Zustand des Stillstands. Jeder versuchte, so zu tun, als würde es weitergehen. Aber der Tod lag in der Luft, schwer wie ein Schatten über den Fluren.

Ich begann meine Arbeit. E-Mails, Angebote für Ersatzteile, Kundenanfragen. Dinge, die einfach sein sollten. Doch ich spürte schnell: Nichts war hier einfach. Meine Vorgesetzte, Sina, ließ mich das sofort spüren. Sie sprach mit mir, als wäre ich nur eine lästige Randnotiz statt eines neuen Kollegen. Es gab kein klares System, keine Struktur – stattdessen stapelten sich Papiere, als würde Chaos hier als Arbeitsmethode gefeiert.

Der Moment, in dem ich erkannte, dass hier etwas nicht stimmte.

Ich bekam eine erste E-Mail von Sina. Ein Satz, so scharf wie eine Klinge: „Das müssen Sie wohl noch lernen. Ich habe Ihnen das ja nicht umsonst geschickt.“ Keine Erklärung. Kein „Ich zeige Ihnen, wie es geht.“ Nur Kälte. Dann wurde mir ein Praktikant vorgestellt. Älterer Herr, der kaum zwei Wochen hier war. Sina sagte mir, er solle sich bei mir einarbeiten. Ich wusste, was das bedeutete. Ich war nicht willkommen.

Kapitel 2: Der erste Kampf

Die Wochen vergingen, und das Muster wiederholte sich. Ich tat meine Arbeit, doch ich merkte: Man wollte mich loswerden, noch bevor ich richtig angefangen hatte. Doch dann kam der Moment, in dem ich etwas tat, das ich lange nicht getan hatte: Ich zeigte Ellenbogen. Ich wehrte mich. Ich akzeptierte die Anfeindungen nicht mehr. Ich sprach klar aus, wenn mir etwas nicht passte. Und plötzlich wurde es ruhiger.

2022 war das Jahr der Umbrüche. – Die GT Union spaltete sich von Capillar ab. – M. Bering verließ das Unternehmen – ein Segen. – Sina und J. Walser kündigten.

Ich nahm Kontakt zu Lina Thalberg auf. Ich sagte ihr, dass wir den Service-Bereich gemeinsam weiterführen konnten. Ich spürte den Spirit von Stephan Thalberg, auch wenn ich ihn nie kennengelernt hatte. Doch nicht alle Kämpfe konnte ich gewinnen. Ich bewarb mich still als Geschäftsführer. Ich wusste, dass ich diesen Job konnte. Dass ich die Firma retten konnte. Aber Lina Thalberg entschied sich für Frau Z..